Ursula 1960

197
Akt
Ursula
re. u. A. Lutz 60
970 : 720
Öl/Hartfaser
Privatsammlung ot
Der oberösterreichische Maler Anton Lutz wandte sich früh einem seiner Hauptsujets, dem (Freilicht-)Akt, zu. Er vertiefte seine bisher autodidaktischen Malkenntnisse in München in Heinrich Knirrs Malklasse und belegte zusätzlich Aktvorlesungen der Münchner Universität im Jahr 1922-23. Regelmäßig nahm Lutz an den Frühjahrsausstellungen der Wiener Secession teil und hatte auch in seiner Heimat Oberösterreich (Linz) einen hohen Bekanntheitsgrad als Künstler erreicht, der ihm im Herbst 1934 das Amt des Präsidenten des Oberösterreichischen Kunstvereins ermöglichte.
Neben Landschaftsdarstellungen, Stadtansichten und Porträts wird vor allem der weibliche Akt ab den 1940er Jahren ein dominierendes Bildsujet des Künstlers. Seine Modelle platziert Lutz nach traditionell-akademischen Gestaltungsprinzipien, wobei er diese gerne zusammen mit lockeren Draperien, einfachen Stühlen oder Bauernkrügen als Beiwerk arrangiert. Anton Lutz‘ Formenrepertoire entwickelt sich in seinem Spätwerk hin zu einem spannungsgeladenen Lichtimpressionismus.
Sein meisterlicher Einsatz von Farblichtreflexionen und Komplementärkontrasten in der Licht- und Schattengestaltung zeigt sich auch in unserem Werk „Ursula“. So nimmt das Inkarnat des verschatteten Körpers einen Grünstich an und steht somit in einem starken Kontrast zu den leuchtend roten Partien der Draperie und der hellen Wand. Mit der Nichtfarbe Schwarz umrandet Lutz subtil, vom dunklen Haar Ursulas ausgehend, die Konturen des sich vom Lichteinfall abwendenden Modells. Lutz meisterlich ausgeführtes Licht- und Schattenspiel in diesem Werk zaubert dem elegant gedrehten Körper farbliche Lichtreflexe auf Haut und Haar. Damit setzt er eine reizvolle Beziehung zwischen der Figur und der leuchtend roten, blauen, grünen und gelben Musterung der Draperie. Jenes Farbenspiel fluoresziert besonders schön auf der zarten Haut ihres linken Beines.
Der ruhige Ausdruck des verschatteten Gesichts ermöglicht den Betrachtern einen besonders intimen Blick auf das Sujet. Das farbige und lichterfüllte Wechselspiel von Figur und Hintergrund und die für den Maler typische Akzentuierung der Komplementärfarben Grün und Rot, welche sich in vielen Aktdarstellungen aus den 50er und 60er Jahren findet, zeichnet auch diesen Akt von Anton Lutz aus.